Meine Geschichte

Soweit ich mich zurückerinnern kann, war ich schon immer dick. Auf Bildern aus dem Kindergarten sieht man schon, dass ich kein Kind mit Normalgewicht war und auch bei den Fotos aus der Grundschule änderte sich daran nichts. Anders, als bei anderen Menschen, habe ich jedoch keine Krankheit oder Ähnliches. Es gibt auch kein Ereignis, nachdem ich als Kind auffallend zugenommen habe. Ich bin einfach schon mein ganzes Leben lang übergewichtig und daran hat sich bis heute nichts geändert. Als Kind war es nicht immer einfach wortwörtlich nicht “reinzupassen”, weshalb ich schon mit zehn Jahren beschloss abnehmen zu wollen. Ich versuchte, mein Essen für die Schule anders zu richten und mich mehr zu bewegen. Ich war im Schwimmverein (DLRG) aktiv dabei und hatte sehr viel Spaß daran, mich zu bewegen. Ich fühlte mich toll, aber an meinem Gewicht änderte sich nichts.

Mit elf Jahren meldete mich meine Mutter bei einem Programm für adipöse (=übergewichtige) Jugendliche und Kinder in der Uniklinik Tübingen an. Ab diesem Zeitpunkt stand wöchentlicher Sport und Ernährungstherapie auf dem Plan. Alle drei Monate wurden Tests durchgeführt, die meine körperlichen Leistungen, meinen Grundumsatz und meine Blutwerte kontrollierten. Dieses Programm war die erste Möglichkeit für mich, mit anderen übergewichtigen Kindern in Kontakt zu kommen, was für mich echt schön war. Außerdem fiel es mir leicht, an den Therapien Spaß zu finden. An meinem Gewicht änderte sich leider trotzdem nichts. Nach einem Jahr war das Programm vorbei und ich stand wieder alleine da. Ich versuchte weiterhin nicht aufzugeben, was mir damals wirklich sehr schwer fiel. Nach einigen gescheiterten Diäten, Ernährungsplänen und meinen eigenen Versuchen, mich aktiver dem Sport zu widmen schlug mir meine Hausärztin vor, doch einfach mal im Fitnessstudio anzufangen und mit einem Trainer zusammenzuarbeiten.

Gesagt getan: Ich meldete mich im Fitnessstudio an und fing an, jede Woche aktiv Sport zu machen. Nach kurzer Zeit bekam ich einen neuen Ernährungsplan und sechs mal pro Woche zwei Stunden Sport waren normal für mich. Ich fühlte mich so fit und stark wie nie zuvor und das erst mit 15 Jahren. Ich dachte, dass ich endlich etwas gefunden hatte, mit dem das Abnehmen funktionieren würde. Auch hier war das leider nicht der Fall. Über zwei Jahre hinweg scheiterten alle meine Versuche und ich wurde immer frustrierter. Ich hatte keinen Spaß mehr. An absolut gar nichts. Meine Motivation lag irgendwo begraben. Mit 17 Jahren meldete ich mich beim Fitnessstudio ab und warf die Idee des Abnehmens aus meinem Kopf.

Manche Leute würden sagen, ich habe aufgegeben. Ich sage, ich habe genau an diesem Punkt erst angefangen.

Ohne diese Entscheidung wäre ich heute ganz sicher nicht da, wo ich jetzt bin. Ja, ich bin immer noch dick und nein, ich habe nicht abgenommen, noch nicht mal ein Gramm, aber ich bin glücklicher als je zuvor. Ich habe angefangen an meinem Selbstbewusstsein zu arbeiten und Werte an mir zu schätzen, die nicht mein Äußeres betreffen. Ich habe mir bewusst mehr Zeit für mich genommen und habe angefangen, meinen Körper zu verstehen. Die Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde hatte ich sofort. Sie waren alle dazu bereit, mir jeden negativen Gedanken über mich selbst aus meinem Kopf zu schlagen. Selbst durch ganz kleine Handlungen im Alltag lernte ich, mich in meinem Körper-genau so wie er jetzt ist-wohl zu fühlen. Es gelang mir auch immer besser, Das, was andere sagen, nicht mehr zu beachten. Ich lebe mein Leben gesund, trotz meines Körpergewichts und schäme mich nicht mehr für mein Aussehen.

Nachdem Du jetzt meine Geschichte etwas kennst, weißt Du, dass alles, worüber ich hier schreiben werde, von Herzen kommt und sehr persönlich ist. Ich hoffe sehr, dass Du dich dadurch etwas mehr in meine Situation hineinversetzen kannst. Vielleicht kann ich Dich ja sogar ein bisschen inspirieren. Vor Allem aber wünsche ich Dir ganz viel Spaß und Freude beim Lesen! Wenn du Fragen oder Anregungen für mich hast, kannst du mir diese gerne über Instagram oder per E-Mail zukommen lassen.

Ich freue mich von Dir zu hören!

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